In diesem Artikel möchte ich über das schwierige Thema Mobbing schreiben und wie wir uns selbst und Andere in solchen Situationen unterstützen und schützen können, um ggf. traumatische Folgen zu verhindern.

Was ist Mobbing?

Das Wort Mobbing (engl.) heisst übersetzt belästigen, pöbeln. Mobbing ist oft eine Form von psychischer Gewalt. Allerdings kann auch physische Gewalt vorliegen.

Mobbingerfahrungen können Menschen jeden Alters treffen. Die Ereignisse treffen diese Menschen meist tief und erschüttern stark das Vertrauen. Natürlich ist das besonders schlimm, wenn solche Ereignisse in der Jugend oder Kindheit stattfinden, da hier unser Selbstwert noch nicht so ausgeprägt ist und wir hier natürlich zutiefst angewiesen sind auf Schutz. Ein typisches Merkmal für Mobbing ist, dass Ereignisse konsequent beabsichtigt und wiederholt stattfinden. Entweder von einer Person, welche ihre übergeordnete Macht missbraucht wie zum Beispiel ein Arbeitgeber, eine Führungsperson oder in der Familie oder einer Gruppe von Menschen wie zum Beispiel in der Schule oder auf Social Media Plattformen. Es findet gezielt und bewusst eine Entwürdigung und wiederholte Demütigung statt. Auch eine starke Feindseligkeit ist spürbar und der soziale Ausschluss ist eine Folge davon.

Da auch Geld als Machtinstrument benutzt werden kann, steht Mobbing auch nicht selten mit finanziellen Angelegenheiten in Verbindung, wie dies zum Beispiel in einer Arbeitssituation der Fall sein kann.

Was sollten wir als Erstes tun, wenn wir Mobbing irgendwo begegnen?

Das Wichtigste ist für aussenstehende Menschen einzugreifen in die Situation. Denn Ungerechtigkeit wird sich ständig fortsetzen, wenn wir nicht eingreifen und sie unterbrechen. Andere Menschen zu schützen ist der erste Schritt, wenn wir sehen, dass irgendwo Mobbing stattfindet in unserem Umfeld. Menschen, welche Mobbing erleben, erfahren eine tiefe Erschütterung in ihrer inneren Sicherheit. Schweigen Menschen in der unmittelbaren Umgebung, macht es dies für die Betroffenen sehr viel schlimmer.

Was können wir tun, wenn wir selbst Betroffene von einer Mobbing Situation sind?

Ich glaube viele Menschen haben in irgendeiner Situation bereits eine Mobbing Situation erlebt. Meist wahrscheinlich in der Schule unter Jugendlichen. Doch hat Mobbing laut einigen Statistiken die letzten Jahre auch stark zugenommen in verschiedenen Bereichen. Wenn du also betroffen bist von Mobbing, bist du keineswegs alleine damit. Wenn wir in eine Mobbing Situation geraten sind, empfehle ich dir in erster Linie einen Therapeuten aufzusuchen, falls du das Gefühl hast, du benötigst Unterstützung an deiner Seite. Hier gibt es verschiedene Fachpersonen – ob vor Ort oder auch Online mittlerweile.

Doch natürlich können wir uns immer auch via Internet mit entsprechenden Artikeln oder Podcasts bei Fachpersonen informieren. Dies hilft Bewusstsein in dieses schwierige Thema zu bringen und stärkt auch unsere Selbstsicherheit, da Betroffene oftmals das Gefühl haben, irgendetwas sei «falsch» mit ihnen oder sie hätten etwas «falsch» gemacht. Doch natürlich sind solche Ereignisse niemals unsere Schuld.

Aus der Sicht unseres Nervensystems

Mit unserem ersten Atemzug sind wir Menschen auf gesunde Beziehungen angewiesen. Auch wenn diese Wahrnehmung sich unserer bewussten Kontrolle entzieht, ist es für uns Menschen wichtig, dass wir in einer sicheren Umgebung aufwachsen sowie Beziehungen haben, in denen wir uns sicher fühlen. Nicht bloss wenn wir aufwachsen, sondern unser ganzes Leben lang. Da unser autonomes Nervensystem in dieser schwierigen Situation die Gefahr spürt und die Situation als bedrohlich und gefährlich einstuft (was natürlich auch richtig ist), rechtfertigen und wehren sich meist Menschen, welche von Mobbing betroffen sind. Dieser natürliche und völlig normale Prozess in dieser Situationen, wo man sich zu Recht ungerecht behandelt fühlt und versucht sich zu wehren, führt allerdings meist noch viel mehr in ein Gefühl der Ohnmacht für die betroffene Person. In der Polyvagal Theorie spricht man hier vom dorsalen vagalen Pfad des Parasympathikus, unserem evolutionär ältesten Reaktionspfad als Menschen. Dies ist quasi der letzte Zufluchtsort für uns. Hier fühlen wir uns verloren, abgetrennt, verlassen oder sogar unerreichbar. In einem entspannten Zustand hat allerdings der Dorsale Vagus auch die Funktion einer tiefen Ruhe. Unser innere Überwachungssystem, welches kontinuierlich auf Sicherheit oder Gefahr ausgerichtet ist in unserem Leben und sich immer wieder fragt: „Bin ich hier sicher?“ nennt Stephen Porges die Neurozeption. Im Sympathikus, im zweitältesten Teil unseres autonomen Nervensystems befinden wir uns in der Reaktionsweise einer Mobilisierung (sich wehren) und hier beschleunigt sich zum Beispiel unser Herzschlag oder der Atem wird kurz und flach.

Wir sind als Menschen allerdings auch generell sehr sozial ausgerichtet und nach der Polyvagal Theorie in einem vertrauten Moment mit Menschen in einem sogenannten ventral-vagal geprägten Zustand. In diesem Zustand fühlen wir nicht nur jeweils auch echte Verbundenheit, sondern nimmt der Mensch sein Leben generell auch wieder steuerbar war, wir können uns wieder mehr dem Fluss des Lebens hingeben und fühlen uns Herausforderungen besser gewachsen, so dass wir auch wieder neue Wege gehen können im Leben – oder sie überhaupt sehen können! Doch auch hier: Wenn wir gestresst sind im Leben, kann der ventrale Vagus Pfad allerdings auch zu einem „beschwichtigen“ von Situationen führen.

Meine Empfehlungen, falls du gerade in einer Mobbing Situation steckst

Es kann sehr hilfreich sein diese biologische Ordnung unserer menschlichen Reaktionen auf einer tieferen Ebene und in einer Therapie zu verstehen und dies benötigt meist ein bisschen Zeit, bis wir mit den verschiedenen Phasen unseres Nervensystems vertraut sind. Meist steckt eine Selbstwertthematik hinter einer Mobbing Situation. Wenn wir uns gestärkt in unserem Selbstwert fühlen und ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln konnten in unserem Leben, können wir jede Situation erfolgreich und kreativ meistern. Wenn wir wieder einen gesunden Selbstwert entwickeln, unsere eigenen Bedürfnisse spüren und achten, führt dies auch automatisch wieder zu gesunden Grenzen und unsere Präsenz und Klarheit wird sichtbar und wir sind weniger angreifbar.

Durch ein Reflektionstagebuch, indem wir uns durch das Schreiben eine gewisse Distanz verschaffen oder das Bewusst werden, welche gesunden Qualitäten wir uns denn anstelle in Beziehungen wünschen würden, können wir uns zusätzlich unterstützen.

Meist sind Menschen ins schwierigen Lebenssituationen auch in einem „Strudel der Negativität“ gefangen, was natürlich ganz normal ist in so einer Situation.

Ganz wichtig deshalb ist: „Falls du in so einer Situation gerade stecken solltest, mache dir bewusst, dass die Situation, welche du gerade durchlebst, nicht dein gesamtes Leben betrifft und bestimmt, sondern lediglich ein Teil deiner Lebensgeschichte ist.“

Ich hoffe dieser Artikel war hilfreich für dich. Bei Fragen darfst du dich jederzeit an mich wenden oder gerne bin ich auch in einer Trauma Einzelsitzung für dich da, wenn du eine persönliche Unterstützung möchtest.