Die Mispel (Mespilius germanica) gehört zu den Rosengewächsen (Rosacea) wie beispielsweise auch die Schlehe (Prunus spinosa) und gehört zum Wildobst, welches nicht im Garten fehlen sollte. Wildobst trug bereits Ötzi als Proviant mit sich. In diesem Fall waren es Schlehenfrüchte. Wildobst wie Mispeln, Vogelbeeren, Sanddorn oder Berberitze fanden bisher in Mittel- und Westeuropa jedoch meist wenig Beachtung. In meiner Kindheit bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen und mir war natürlich vieles wie der Holundersaft daher nicht fremd. Bei Fieber und Erkältungskrankheiten ist der Holunder übrigens noch heute gerne meine erste Wahl. Auch nutzen wir beispielsweise in der Phytotherapie (Kräuterheilkunde) meist lediglich noch die Blüten und Blätter des Weissdorns. Doch in der Spagyrik sowie Anthroposophie kommen jeweils alle Pflanzenteile zum Einsatz. Die Firma Ceres verwendet für ihre Urtinkturen die frischen Früchte des Weissdorn’s. In der TCM (chinesischen Medizin) werden beispielsweise die Weissdornfrüchte mit ihrem süssen und sauren Geschmack der Milz, Magen und der Leber zugeordnet (die Milz hat in der westlichen Medizin eine andere Bedeutung. In der TCM ist sie für die Verteilung der Energie im Körper zuständig). Auch bei mir persönlich fehlen die Weissdornfrüchte übrigens nie bei der Herstellung meiner Hausmittel.
Wildobst im Garten
Auch im Garten sollte Wildobst nicht fehlen. Es ist nicht bloss lecker zum Naschen und um Hausmittel herzustellen, sondern eine Wildobsthecke bietet auch stets Lebensraum für unsere Tiere, verhindert Bodenerosion, sie kann Schadstoffe abfangen und Wildobsthecken bieten auch Windschutz.
Mispeln in der Heilkunde
Ich habe sogar einen Artikel einst gelesen, dass Mispelfrüchte in der russischen Heilkunde bei Morbus Crohn eingesetzt würden. Da ich den Artikel allerdings nicht mehr finde, kann ich ihn hier auch nicht verlinken! Doch ich beziehe meine Informationen auch nicht im Internet, sondern aus meinen Aus- und Weiterbildungen, da man leider immer mal wieder irreführende Informationen findet. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Mispeln dafür eingesetzt wurden oder werden, da sie auch Gerbstoffe enthalten. Gerbstoffe sind bei einer Darmentzündung wie Morbus Crohn nämlich sehr unterstützend.
Gerbstoffe wirken im Allgemeinen:
- zusammenziehend
- stopfend
- blutstillend
- bakterienhemmend
- schimmelpilzwidrig
- betäubend
- austrocknend
- gerbend
Früher war das Wort: „Gerben“ für viele ein Begriff. Mithilfe von pflanzlichen Stoffen hat man früher Leder gegerbt (tierische Haut wurde in Leder überführt).
Zu Mispelfrüchten findet man leider wenig Literatur. Hildegard von Bingen hat Mispelfrüchte bei schwächeren und eher etwas „sanften“ Menschen zur Stärkung empfohlen (eigentlich ähnlich wie Schlehenfrüchte). Sie empfahl die Mispel auch bei Blutarmut.
Wie die Weissdornfrüchte eignen sich auch Mispelfrüchte, um unsere Milz zu stärken.
Die Ernte der Mispelfrüchte
Die Ernte der Früchte findet im November bis Dezember statt. Weil Mispeln einen hohen Gerbstoffgehalt besitzen, müssen wir sie erst über einen gewissen Zeitraum nach der Ernte lagern. Erst wenn das Fruchtfleisch braun und weich ist, eigenen sie sich zum Verzehr. Wir können Mispelfrüchte jedoch ernten, wenn sie noch unreif (hart) sind und sie erst für 3-4 Stunden ins Gefrierfach legen.
Mispelfrüchte in der Küche
Mispelfrüchte können wir roh, beispielsweise zum Frühstück im Müsli verzehren. Ich empfehle dir die Früchte jeweils zu ernten, wenn es einige Tage nicht geregnet hat. So sind sie trocken und neigen anschliessend auch nicht zu Schimmel.
Wenn sie genügend ausgereift sind, schmecken sie süss. Sehr ähnlich wie Aprikosen oder Pfirsiche. Mispelfrüchte enthalten wie natürlich viele Wildobstsorten einen hohen Anteil an Vitamin C, verschiedene andere Vitamine sowie Mineralstoffe und der Anteil an Pektin ist sehr hoch, weshalb daraus auch gerne Marmelade hergestellt wird.
Was bei der Ernte zu beachten ist?
Jede Frucht enthält fünf Kerne. Die Kerne und Haut sind vor dem Verzehr zu entfernen. Da die Mispel Gerbstoffe enthält, sollten wir sie nicht überdosieren. Eine zu hohe Dosierung von Gerbstoffen könnte unsere Schleimhäute reizen und sie austrocknen und im schlimmsten Falle sogar Übelkeit auslösen. Doch bei einer ganz normalen Dosierung sind sie natürlich sehr gesund!
GERBSTOFFE IN DER NATUR
Viele Gerbstoffe finden wir meist in allen Pflanzenteilen. Gehäuft finden wir sie jedoch in Rinden und Wurzeln. In der Natur haben Gerbstoffe eine konservierende und abgrenzende Aufgabe. Wusstest du, dass ohne Gerbstoffe die Wurzeln beispielsweise sofort zu modern beginnen würden im Erdreich? Gerbstoffe schützen Pflanzen vor Bakterien, Viren und Pilzen.
Wenn du mehr über Heilpflanzen und ihre Wirkung erfahren möchtest und tolle Hausmittel selber herstellen möchtest, kannst du übrigens gerne auch an meinem Online-Kräuterkurs teilnehmen, indem ich dich 1 Jahr begleite.
Wenn wir Marmelade herstellen wollen, eignet sich eine Flotte Lotte dazu, welche wir in jedem Hauswarengeschäft um die Ecke finden. Zur Not eignet sich auch ein Sieb. Die Marmelade könnten wir auch mit Xylit herstellen. Wer jedoch hier keinen üblichen Haushalts- oder Rohzucker verwenden möchte, sollte unbedingt beachten, dass die Marmelade nicht lange haltbar ist. In diesem Fall würde ich sogar eher Rohzucker bevorzugen.
REZEPTE MIT MISPELN
Aus Mispeln lassen sich Gelee, Marmelade, Mus, Likör, Mispel-Vermicelle oder Schlorzifladen – „eine Spezialität aus dem Neckertal“ oder sicher auch leckeres Fruchtleder herstellen.
Mispel-Vermicelles
Das eingedickte Mispelmus mit Vanillezucker und Rum oder Cognac vermischen (oder ggf. erst mit Vanilleschoten aufkochen) und wie ein Vermicelles servieren.
Schlorzifladen – eine Spezialität aus dem Neckertal
Einen Kuchenteig auswallen. Mit einer Mischung aus Birnenmus, gedörrten Birnen und 1/8 Teil Mispelmus bedecken. Nach Geschmack Lebkuchengewürz oder Birnbrotgewürz beigeben. Der Guss stellen wir mit Sahne, Eier und Mehl her. In einem Verhältnis von 2 Tassen Sahne, 2 Eier und 1 EL Mehl und wenig Rohzucker, Zimt und eine Prise Salz hinzugeben.
Backzeit: Bei 220 Grad eine ½ h backen.
Quelle Rezepte: Die beiden Rezepte stammen von Pavel Beco, Bio-Baumschule, CH-9115 Dicken SG.
Wenn du wie wir kaum oder gar keinen isolierten Zucker isst:
Mische deine Mispeln mit etwas Mandelmus und etwas Vanillepulver und so hast du sogar einen leckeren Brotaufstrich, welcher sogar Kindern schmeckt und gesund ist!
Wie du in deinem Alltag bewusst auf isolierten, weissen Zucker verzichten kannst, zeige ich Menschen auch in meinem Online-Zuckerkurs: Endlich zuckerfrei!